1. Lokalnachrichten
  2. Kreis Paderborn
  3. Paderborn
  4. Sterbehilfe Thema beim Studientag an der Theologischen Fakultät

Paderborn

Sterbehilfe Thema beim Studientag an der Theologischen Fakultät

Sterbehilfe: Christlicher Sozialwissenschaftler beim Studientag an der Theologischen Fakultät

Kommentare
Manfred Spieker: Christlicher Sozialwissenschaftler. | © Theologische Fakultät

Manfred Spieker: Christlicher Sozialwissenschaftler. | © Theologische Fakultät

26.11.2015 | 26.11.2015, 16:16

Paderborn. Der vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) organisierte Studientag an der Theologischen Fakultät stand analog zur aktuellen Reihe der von der Fakultät veranstalteten Montagsakademie im Zeichen des Themas Sterbehilfe. Professor Manfred Spieker aus Osnabrück, warnte dabei vor der Legalisierung des assistierten Suizids. Es sei Vorsicht geboten, denn die Legalisierung der Suizidbeihilfe habe weitreichende Folgen und Auswirkungen auf den Lebensschutz.

"Wer den assistierten Suizid legalisieren will, behauptet oft den Lebensschutz zu stärken und sozialen Druck vorbeugen zu wollen", sagte der emeritierte Professor für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Osnabrück. Doch wenn im Falle eines unerträglichen Leidens der Tod auf Rezept ermöglicht werde, werde dem sozialen Druck erst die Bahn geebnet. "Wer will noch weiterleben, wenn er spürt, dass sein Weiterleben den Angehörigen eine große Last bedeutet?"

Weitere Bedenken gegen die Legalisierung der Suizidbeihilfe äußerte Professor Spieker im Hinblick auf die Frage, was geschehen solle, wenn der Suizid aus verschiedenen Gründen nicht gelänge. Dass dies vorkommen könne, zeigten Erfahrungen in den Niederlanden, bei denen Ärzte zur aktiven Sterbehilfe übergingen, wenn es bei der Beihilfe zum Suizid zu Problemen käme. "Die Kontrolle über das eigene Leben ist im Akt des Suizids keineswegs gewährleistet. Die aktive Sterbehilfe liegt deshalb in der Logik des assistierten Suizids", erklärte Professor Spieker.

Eine Gefahr stelle auch die Veränderung der ärztlichen Tätigkeit dar. "Wer dem Arzt erlaubt, Assistent bei der Selbsttötung zu sein, wird sich fragen müssen, ob der Patient wirklich möchte, dass der Arzt wieder weggeht, wenn er den tödlichen Cocktail an sein Bett gestellt hat." Dass die Legalisierung der Beihilfe zum Suizid "das Vertrauen in die Ärzte beschädigt", zeigten auch hier Erfahrung aus den Niederlanden.

Eine Alternative zur Sterbehilfe sieht Professor Spieker in einer Wiederbelebung der Ars moriendi, die das Sterben als Teil des Lebens begreift. "Ars moriendi heißt zu lernen, von den Familienangehörigen Abschied zu nehmen. Sterben heißt loslassen können. Nicht nur das Begräbnis, sondern das Sterben ist dabei soziales Ereignis", erklärt Professor Spieker. Die stationären Hospize und ambulanten Hospizdienste seien ein entscheidender Schritt in diese Richtung.